Startete Flugzeug aus Kostengründen mit dicker Eisschicht?
Putzige Namen statt kritischem Hinterfragen?

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Ein "Elefant" putzt dem Jumbo die Nase
Winterdienst auf dem Flug Hahn: 24 Hunsrücker Landwirte vom Maschinenhilfsdienst sind rund um die Uhr im Einsatz

Der erste Passagier-Jumbo machte Station auf dem Rhein-Mosel-Flughafen Hahn. Bis die Boeing 747, die gestern morgen Urlauber aus der Dominikanischen Republik eingeflogenen hatte, aber wieder In der Luft war, hatten die Airport-Schneepflüge so manchen Kilometer runtergerissen.

FLUGHAFEN HAHN. 24 Hunsrücker Landwirte steuern die acht Lastwagen. In drei Schichten sind sie seit einer Woche rund um die Uhr im Einsatz, um zu gewährleisten, daß der Hunsrück-Airport" offen " bleibt. " Das haben wir mit dem Maschinen-Betriebshilfsring im Sommer vereinbart ", sagt Verkehrsleiter Stefan Maxeiner. Im Herbst wurden die ersten" Trockenübungen" gemacht. An acht Samstagen wurden die Fahrer eingewiesen. Jetzt, da der zivile Hahn seinen ersten richtigen Winter erlebt, bestehen die Bauern die Feuertaufe mit Bravour: "Es klappt hervorragend" lobt Maxeiner.

Zum Besten gehört auch das Streumaterial: " Aviform L 50 l" ist ein neues, flüssiges Enteisungsmittel, das die Sauerstoff-Auszehrung des Bodens vermindert. Die organische Salzlösung wird im Boden und im Oberflächenwasser leicht von Mikroorganismen abgebaut. Für Fachleute: Der" CSB-Wert " liegt bei herkömmlichen Produkten zwischen 0,33 und 2,13, das auf dem Hahn verwendete Material nur bei 0,095 Gramm Sauerstoff. Da wird der Dauereinsatz der Räumfahrzeuge aus Umweltsicht vertretbarer.

Gestern hatten sie viel zu tun. Um 7.05 Uhr startete eine Boeing 767 der Britannia Airlines in Richtung Puerto Plata. An Bord war übrigens Gudrun Landgrebe, die den heimatnahen Start in die Dominikanische Republik genossen hat, wie Verkehrsleiter Maxeiner berichtete.

Bevor die Boeing 747 der Corsair aus Puerto Plata um 8.18 im Hunsrück aufsetzte, war um 8 Uhr eine Iljuschin 76 mit Fracht in die iranische Hauptstadt gestartet. Der Pilot der IL 76 legte übrigens keinen Wert darauf, die Maschine enteisen zu lassen, obwohl sie die ganze Nacht auf dem Hahn stand.

Sein Kollege von der Corsair nahm es dagegen sehr genau. Mehr als eine Stunde lang umkurvte die Enteisungsmaschine, beim Flughafenpersonal wegen seines langen Auslegers "Elefant" genannt, die Boeing. Der nach hinten gerutschte Abflugtermin verzögerte sich bis kurz vor zwölf. Geplant war 9.30 Uhr.

Doch die Sicherheit geht vor. Verantwortlich dafür ist auf dem Hahn der Leiter der Flugsicherung, Michael Schwartz. Mit seinem Saab 900 fuhr er gestern vor jedem Start mehrmals die Startbahn rauf und runter. Sein Pkw ist mit einem Flugzeugreifen ausgerüstet, der bei Tempo 60 auf die Fahrbahn ausgefahren wird. Bei 100 km/h schaltet Schwartz den Meßcomputer ein. Über Sensoren, die am Flugzeugrad angebracht sind, meldet der Computer den Haftungsgrad der Rollbahn. 3,0 betrug der Meßwert: "Medium" meldete Schwartz dem Tower. Sinkt die Zahl unter 2,0, gibt´s Startverbot.

(Hunsrücker Zeitung vom 10. Dezember 1998)

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